Timothy Keller: Gefahren für den geistlichen Dienst
- Ron Kubsch, 27. Januar, 2017
- Quelle: http://theoblog.de/t-keller-gefahren-fuer-den-geistlichen-dienst/29421/
Tim Keller, Hauptpastor der Redeemer Presbyterian Church in Manhattan (USA), hat über drei Gefahren des geistlichen Dienstes gesprochen. Stefan Beyer hat freundlicherweise die Hauptgedanken in deutscher Sprache zusammengestellt:
- Die erste Gefahr ist die des intellektuellen Stolzes und der Selbstgenügsamkeit.
- Als zweite Gefahr, vor der niemand gefeit ist, benennt Keller die Versuchung, die eigene Identität mit dem Dienst und der Gemeinde zu verbinden.
- Schließlich weist Keller auf eine besonders tückische Gefahr hin. Es ist die Gefahr der Professionalität. In der Bibel wird durchweg betont, daß es Gott nicht auf den äußeren Schein ankommt, sondern auf den Zustand des Herzens.
Hier der vollständige Vortrag: http://theoblog.de/t-keller-gefahren-fuer-den-geistlichen-dienst/29421/
Timothy Keller schöpft in dieser Ansprache an Theologiestudenten aus 42 Jahren Erfahrung im christlichen Dienst. Er hat gesehen, wie viele Studenten irgendwann mal gut angefangen, aber kein gutes Ende genommen haben.
Auf folgende drei Gefahren weist Keller hin für Menschen, die sich anschicken, in den christlichen Dienst zu gehen. Ich denke, sie sind auch eine gute Erinnerung für solche, die schon länger dabei sind. Wir wollen alle den guten Kampf bis zum Ende durchstehen.
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. 2. Timotheus 4:7
Die erste Gefahr ist die das intellektuellen Stolzes und der Selbstgenügsamkeit. Im Theologiestudium lernt man viele, meist hilfreiche Dinge, steht dadurch aber in der Versuchung, sich etwas auf das eigene Wissen einzubilden. Statt demütig weiter lern- und korrigierbar zu bleiben, wähnt man sich besser und fortgeschrittener als der normale Christ, der auch mal Ermahnung und Zurechtweisung braucht. Das Neue Testament lobt nicht so sehr die Erkenntnis als die Liebe. Es warnt sogar vor Erkenntnis, die losgelöst von werktätiger Liebe existiert.
Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut. 1. Korinther 8:1
Als zweite Gefahr, vor der niemand gefeit ist, benennt Keller die Versuchung, die eigene Identität mit dem Dienst und der Gemeinde zu verbinden. Plötzlich definiert man sich darüber, wie erfolgreich die Gemeinde ist und wie viel oder wie wenig Zuspruch sie hat. Man nimmt Kritik sehr persönlich, weil der eigene Wert als Person am Erfolg des Dienstes hängt. Der Apostel Paulus hat es demgegenüber immer besonders betont, daß er sich nur und ausschließlich durch Jesus Christus definiert. Jeder äußere Erfolg war in Gottes Hand. Obwohl er sich mit ganzen Herzen im Reich Gottes einsetzte, war sein Herzenswunsch doch folgender:
Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet; ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens, um Ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichförmig werde. Philipper 3:7-10
Schließlich weist Keller auf eine besonders tückische Gefahr hin. Es ist die Gefahr der Professionalität. In der Bibel wird durchweg betont, daß es Gott nicht auf den äußeren Schein ankommt, sondern auf den Zustand des Herzens.
Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an! 1. Samuel 16:7
Man kann jedoch den christlichen Dienst (Predigten, Seelsorge, Gebet) auf eine Weise erlernen, so daß man anderen etwas vormachen kann, was nicht oder nicht mehr dem Zustand des eigenen Herzens entspricht. Man kann noch gute Predigten halten, selbst wenn man persönlich gar keine tiefe Liebe und Ehrfurcht zu Gott mehr hat. Man kann auf eine professionelle Weise beten und Menschen in der Seelsorge helfen, auch wenn die eigene Beziehung zu Gott überhaupt nicht lebendig ist. Irgendwann kommt die Fassade runter, weil man den Schein nicht mehr aufrecht halten kann, aber bis dahin vergehen mitunter Jahre. Keller ermutigt dazu, an der eigenen Beziehung mit Gott konsequent zu arbeiten und sich nicht davon blenden zu lassen, daß der Herr den Dienst segnet. Selbst ein Judas wurde von Jesus gebraucht, um Dämonen auszutreiben und Wunder zu tun.
Aus meiner sehr begrenzten Erfahrung kann ich Kellers Warnung nur bestätigen. Die Gefahr des Stolzes, der falschen Identität und der Professionalität steht immer vor der Tür. Deswegen brauchen auch christliche Diener eine lebendige, evangeliumsbasierte Gemeinschaft, wo sie ermutigt und ermahnt werden können. Zu viele isolieren sich von ihrer eigenen Gemeinde und anderen reifen Christen und laufen irgendwann in die Falle des Teufels oder ihres eigenen Herzens.
Ich denke die meisten, die mit dem christlichen Dienst beginnen, wollen ihren Lauf vollenden und Christus treu bleiben. Damit sie es auch schaffen, müssen sie wachsam bleiben und vor allem ein offenes und ehrliches Leben führen.
Werdet doch wie ich, denn ich bin wie ihr! Ich bitte euch, ihr Brüder! Ihr habt mir nichts zuleide getan; ihr wisst aber, dass ich euch in Schwachheit des Fleisches zum ersten Mal das Evangelium verkündigt habe. Galater 4:12-13