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Warum ich kein Charismatiker …

Arne Kopfermann, 2010, wikipedia
Nachtrag 01.05.2021:
In seinem neuesten Buch, “Auf zu neuen Ufern. Befreit zu einem ehrlichen Glauben, der trägt.” (Asslar: Gerth Medien 2020) scheint Kopfermann jun. auf seiner “Reise” im Post-Evangelikalen Raum angekommen zu sein: vgl. die Buchbesprechung von Daniel Brust in “Bibel + Gemeinde” (https://bibelbund.de/2021/04/auf-zu-neuen-ufern/).

Vater

Wolfram Kopfermann hat in den 80-iger Jahren die Debatte um die Ev. Landeskirche als auch die Frage des ‘Charismatismus’ in Deutschland entscheidend geprägt. Von 1978 bis 1988 war Kopfermann Leiter der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche in Deutschland. 1988 legte er sein Amt als Pastor in der St.-Petri-Kirche nieder, trat aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche aus und gründete in Hamburg die charismatische Anskar-Kirche, die seitdem von ihm geleitet wurde.

Diesen Schritt begründete er im Nachgang ausführlich in einem seinerzeit vielbeachteten Buch: “Abschied von einer Illusion : Volkskirche ohne Zukunft” (1990). Sympatisch auch, dass er als ‘Charismatiker’ eine kritische Selbstreflektion pflegte und Auswüchse der eigenen Bewegung kritisch hinterfragte: “Macht ohne Auftrag : warum ich mich nicht an der “geistlichen Kriegführung” beteilige” (1994). Ziemlich genau vor einem Jahr wurde er im Alter von 80 Jahren heimgerufen.

Sohn: geschrieben mit Tränen

Sein Sohn Arne Kopfermann ist ein sehr bekannter christlicher Liedermacher (von mehr als 600 Liedern …), Popmusiker, Musikproduzent und Sachbuchautor. In dem Buch “Mitten aus dem Leben” (2017) verarbeitete Kopfermann den Tod seiner Tochter Sara (2014). Nun hat Arne Kopfermann nachgelegt und ein Interview in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift ‘Aufatmen’ angekündigt, das schon vor Veröffentlichung Furore machte: “Warum ich kein Charismatiker mehr bin …”

Sein berechtigter und (selbst-) kritischer Standpunkt sowie der Vorabzug seines Artikels auf LinkedIn führte zu so heftigen Diskussionen, dass der Artikel wieder vom Netz genommen wurde. In den sozialen Medien erläutert Arne Kopfermann seine Position ggü. einem Mit-Diskutanten, wie folgt:

“… ich bin auch dankbar für den Aufbruch meines Vaters. Es geht mir in meinem Aufatmen-Artikel, der ja 15 mal so lang ist, überhaupt nicht um das Label “Charismatisch” an sich, sondern um einen persönlichen Lebensbericht, an den sich 5 Beobachtungen anknüpfen – und ja, die finden Parallelen auch in anderen geistlichen Bewegungen. Ich beschreibe sie nun mal anhand der Bewegung, aus der ich komme. Mein Anliegen ist, über diese Punkte zu reden”:

  1. Theologie der Verfügbarkeit Gottes
  2. Einforderung einer Autoritätshörigkeit ohne offenen Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten
  3. Glaubenstheologie“, die oft zu einem unbarmherzigen Umgang mit Krankheit und Leiden führt
  4. vielfach geschlossenes System mit für Außenstehende nur schwer verständlichem Sprachjargon
  5. Ethik der Ab- und Ausgrenzung

Vorabausdruck in: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6590149709854191616/ (bearbeitet, und nicht mehr aktiv)

Kopfermann setzt damit das selbstständige Denken seines Vaters fort – das nenne ich eine erfreuliche Wendung und Hoffnung in Zeiten, wo populäre Christen dem Glauben den Rücken kehren und “Evangelikalien” verlassen. Dieselbe Offenheit in genau diesen Themen stünde auch anderen (konservativeren) Gruppen sowohl innerhalb der evangelikalen Bewegung, als auch modernistischen “Post-Evangekalien” gut zu Gesicht …

Noch besser wäre es jedoch, wenn wir auf Grund der Schrift zu einem Umdenken kämen und nicht auf Grund von tragischen Erfahrungen … – jedenfalls werde ich mir diese ‘Aufatmen’-Ausgabe besorgen, nachdem ich mein Abo vor Jahren auf Grund meines Frustes mit der naiven Offenheit eben dieses Print-Mediums für katholische Frömmigkeit abbestellt hatte …

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