Sexuelle Gewalt: Prävention

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In dem folgenden Beitrag berichtet Rahab‘s Hope über eine Möglichkeit der Prävention gegen sexuelle Gewalt und den Einstieg in die Prostitution.

Im vergangenen Jahr haben wir mit Material aus dem Programm „Liebe ohne Zwang“ vom Netzwerk gegen Menschenhandel gearbeitet. Es handelt sich um Informationen mit Leitfäden und konkreten Vorschlägen für Workshops mit Schulklassen oder Jugendgruppen, um über die „Loverboy“-Methode aufzuklären und möglicherweise betroffenen Jugendlichen Hilfe anzubieten. Mit Hilfe dieses Materials können sich Lehrer und Lehrerinnen in einem überschaubaren Rahmen engagieren, ohne dass sie sich über ihre sonstige Tätigkeit hinaus einer Organisation oder einem speziellen Verein anschließen müssen. Grundlage für eine solche Präventionsarbeit an Schulen bietet die bundesweite Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“. Mit dem folgenden Bericht einer Mitarbeiterin von Rahab‘s Hope e.V. möchten wir dazu ermutigen, dass gerade Lehrer dieses Präventionsangebot im Rahmen ihrer Möglichkeiten nutzen.

 

Im Rahmen einer Schulprojektwoche in der allerletzten Schulwoche im Juli, in der ein sehr bunt gemischtes Programm von Tanzen über Brettspiele, Fotografie, Fair Trade, Schminken usw. von Lehrern und Schülern für Schüler angeboten und auszuwählen war, konnte ich Workshops zum Thema „Loverboys“ anbieten. Der Zeitrahmen war relativ offen (zwischen drei Schulstunden und zwei Schulvormittagen) und ich entschied mich für zwei Workshops mit jeweils drei Schulstunden. Angemeldet haben sich für jeden Workshop 10 -12 Schüler (30% männlich) der 8. bis 11. Jahrgangsstufe.

In erster Linie habe ich mit dem Material “Liebe ohne Zwang” von Shannon von Scheele vom Netzwerk gegen Menschenhandel gearbeitet. Das Thema wird in vier Teilen entlang einer Beispielgeschichte entwickelt, die man vorlesen oder frei erzählen kann, wobei entsprechendes, gutes und direkt einsetzbares Arbeitsmaterial die Schüler zum Analysieren, Nachdenken und Diskutieren anregt. Das war für meine Vorbereitung eine enorme Hilfe.

Zu der Beispielgeschichte aus “Liebe ohne Zwang”, die relativ kurz und plakativ die charakteristischen Aspekte der Vorgehensweise eines „Loverboys“ hervorhebt, habe ich  Ausschnitte aus dem Spielfilm “Ich gehöre ihm”(WDR, ARD) und ein Interview von Sandra Norak (Hallo Deutschland, 6 Min) – einer ehemaligen Prostituierten und Opfer eines „Loverboys“ – gezeigt. Dadurch sollten die Schüler noch näher an das Thema heran geführt werden. Beide Filme eignen sich ausgezeichnet als weitere Diskussionsgrundlage. Vom Spielfilm, der sehr schwer “verdaulich” ist und den ich deshalb den Schülern und Schülerinnen nicht als Ganzes zumuten würde, habe ich nur die erste Viertelstunde gezeigt, und später einen weiteren kurzen Ausschnitt. Der Film erreicht eine sehr hohe Identifikation mit dem Opfer. Die Jugendlichen können sehr gut nachvollziehen, dass sich das Mädchen in den jungen Mann verliebt, der sich später als „Loverboy“ entpuppt. Das Interview mit einer jungen Frau, die das selbst erlebt hat, vermittelt den Schülern wie sich so etwas in einem realen Fall zugetragen hat und spricht zudem die Problematik von Prostitution in Deutschland allgemein an. Zuletzt habe ich den kurzen Spot „No Loverboys“ (2 Min) mit Jimi Blue Ochsenknecht gezeigt. Man kommt bei dieser Auseinandersetzung an einer kritischen Betrachtung des in Deutschland geltenden Prostitutionsrechts nicht vorbei.

 

Auf die Frage, was man ihrer Meinung nach tun könne, um Mädchen davor zu schützen Opfer eines „Loverboys“ zu werden, waren sich die Schüler in beiden Workshop-Gruppen darüber einig, dass Aufklärung in dieser Form das Wichtigste sei. Auch ich denke, dass dieses Thema in die Aufklärungsarbeit der Schulen gehört. Auf jeden Fall möchte ich diese Workshops weiterführen und wenn möglich, auch Sandra Norak zu uns einladen, die bereits an anderen Schulen ihre Geschichte weitergegeben hat. Ein weiterer Schritt soll eine Lehrerfortbildung sein, die von Mitarbeitern des Pädagogischen Institutes in München geplant ist.

 

Astrid Leidmann ist Biologielehrerin an einem Gymnasium und engagiert sich seit mehreren Jahren im Verein Rahab‘s Hope. Kontakt: astrid@rahabs-hope.de

 

Rahab‘s Hope ist eine christliche Arbeit unter Prostituierten, die aus persönlichen Initiativen aus dem Umfeld der freikirchlichen Gemeinden in München in den 80-er Jahren entstand und inzwischen als gemeinnütziger eingetragener Verein im Großraum München und in Landshut tätig ist.

Am Anfang stand die Frage, wie die anschaffenden Frauen angesprochen und Beziehungen zu ihnen aufgebaut werden können. Daraus entwickelte sich eine Arbeit mit dem Hauptanliegen, die christliche Botschaft durch Gespräche, Literatur und andere Medien zu verbreiten. Daneben bieten wir Deutschkurse und seelsorgerliche Beratung, unterstützen bei Wohnungs- und Arbeitssuche, begleiten bei Arzt- und Behördengängen, vermitteln zu staatlichen oder karitativen anerkannten Organisationen und Einrichtungen zur Ausstiegs- und Lebenshilfe, halten Vorträge und führen Gespräche mit Vertretern von politischen Parteien. Ähnliche Initiativen gibt es auch in anderen Großstädten Deutschlands. Wir ermutigen besonders Lehrer und Mitarbeiter in Jugendgruppen dazu, sich zu informieren und zu erwägen, wie sie sich einbringen können. Es war uns ein Anliegen über die eigenen Erfahrungen zu berichten und zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, an Schulen über sexuelle Gewalt aufzuklären und vorzubeugen, damit junge Menschen nicht in die Prostitution geraten und Opfer von sexueller Gewalt und Ausbeutung werden.

 

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