In Vorbereitung einer kleinen Tischrede anlässlich eines geplanten Männer-Stammtisches unter dem Motto “Martin Luther über ‘Frau, Bier und Bibel'”, habe ich einige lustigen und tiefsinnigen Zitate gefunden:
Ehe
Luther hat in seiner oft derben und freien Art Einblicke in seine Zeit verschafft, die sehr bildhaft sind: vgl. die “zwei Zöpfe … welche er früher nicht sah” und damaliger Klatsch & Tratsch zu Hofe: “ist der Hochmeister des Markgrafen Bruder?” …
Das erste Jahr der Ehe macht einem seltsame Gedanken. Denn wenn er am Tische sitzt, denkt er: Vorher war ich allein, nun bin ich zu zweit. Wenn er im Bette erwacht, sieht er ein Paar Zöpfe neben sich liegen, welche er früher nicht sah.
Ebenso verursachen die Frauen ihren Männern, wenn diese auch noch so sehr beschäftigt sind, viele unnötige Störungen. So fragte meine Katharina mich zuerst, da sie bei mir saß, als ich ernstlich studierte und sie spann: Herr Doktor, ist der Hochmeister (des Deutschen Ritterordens) des Markgrafen (Albrecht) Bruder?
[Martin Luther über „Junge Ehe“, in: Der Christ in der Welt. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 6905 (vgl. Luther-W Bd. 9, S. 272) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Ein alter Mann und ein junges Mädchen
Wenn ein Greis eine junge Frau heiratet, so heißt das den Greis bürgerlicher und natürlicher Weise töten.
[Martin Luther: Der Christ in der Welt. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 6908 (vgl. Luther-W Bd. 9, S. 273) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Die Begierde kommt ohne besonderen Anlaß, wie Flöhe und Läuse; Liebe aber ist dann da, wenn wir anderen dienen wollen.
[Martin Luther: Der Christ in der Welt. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 6916 (vgl. Luther-W Bd. 9, S. 274) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Ehe und Bier …
Wenn man heiraten will, soll man nicht nach dem Vater, sondern nach dem Leumund der Mutter des jungen Mädchens fragen. Warum? Weil das Bier im allgemeinen nach dem Faß riecht.
[Martin Luther: Der Christ in der Welt. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 6920 (vgl. Luther-W Bd. 9, S. 275) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Käthe
Luther verbindet in seiner natürlichen Art Alltagsfragen wie Ehe, und Familie mit geistlichen Einsichten: Sorgen um die Gesundheit (die auch er zuhauf gehabt hat) sind bei Gott (bzw. seinem Sohn) gut aufgehoben: “er liegt in der Krippe und hänget an einer Jungfrauen Brust, sitzet aber gleichwohl zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters. ” 1o Tage später war Luthers Lauf vollendet.
Eisleben, 7. Februar 1546
Meiner lieben Hausfrau Katharina Luther, Doktorin, Säumarkterin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen. Gnade und Friede im Herrn! Lies Du, liebe Käthe, das Johannesevangelium und den kleinen Katechismus, von dem Du einmal sagtest: Es ist doch alles in dem Buch zu mir gesagt. Denn wenn Du für Deinen Gott (anstelle Gottes) sorgen willst, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da zehn Doktor Martinus erschaffen könnte, wo der eine alte in der Saale ersöffe oder im Ofenloch oder auf Wolfs Vogelherd (umkäme). Laß mich zufrieden mit Deiner Sorge, ich habe einen besseren Sorger, als Du und alle Engel sind. Der liegt in der Krippe und hänget an einer Jungfrauen Brust, sitzet aber gleichwohl zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters. Darum sei zufrieden, Amen…
[Martin Luther: 1546. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 7736 (vgl. Luther-W Bd. 10, S. 338) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Bier
Wort und Bier geht bei Luther im nachfolgenden Zitat eine wundervolle Symbiose ein: Das gepredigte Wort wirkt noch nach, auch wenn man schon sein Bier trinkt …
Summa summarum: predigen will ichs, sagen will ichs, schreiben will ichs. Aber zwingen, mit Gewalt dringen will ich niemand, denn der Glaube will willig, ungenötigt angenommen werden. Nehmt (Euch) ein Beispiel an mir.
Ich bin dem Ablaß und allen Papisten entgegen gewesen, aber mit keiner Gewalt, ich habe allein Gottes Wort getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst habe ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe, wenn ich Wittenbergisch Bier mit meinem Philipp (Melanchthon) und Amsdorff getrunken habe, so viel getan, daß das Papsttum so schwach geworden ist, daß ihm noch nie ein Fürst noch Kaiser so viel Abbruch getan hat. Ich hab nichts getan, das Wort hat es alles gewirkt und ausgerichtet.
[Martin Luther: Acht Sermone gepredigt zu Wittenberg in der Fastenzeit. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 2473 (vgl. Luther-W Bd. 4, S. 69) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Gottes Wort
Hier passt nichts besser, als die auf lateinisch verfasste “letzte Aufzeichnung von der Hand Luthers” vom 16.02.1546, die man nach seinem Tod auf seinem Nachttisch fand.
30 Jahren nach Beginn der Reformation verbindet Luther im Umgang mit der Heiligen Schrift – und im Vergleich zur weltlichen Literatur – die Notwendigkeit von Expertise (“100 Jahre (…) die Kirche” regiert zu haben) mit der notwendigen Demut (“Wir sind Bettler, das ist wahr”).
“Bbete gebeugt ihre Spuren an” … – es geht immer noch darum “die heilige Schrift” zu “schmecken”!
Vergil in seinen Bucolica und Georgica kann niemand verstehen, wenn er nicht fünf Jahre Hirte oder Bauer gewesen ist. Cicero in seinen Briefen (so lerne ich) kann niemand verstehen, wenn er nicht vierzig Jahre in einem hervorragenden Staatswesen tätig gewesen ist.
Die heilige Schrift meine niemand genug geschmeckt zu haben, wenn er nicht hundert Jahre mit den Propheten die Kirche regiert hat.
Deshalb ist es ein ungeheures Wunder erstens mit Johannes dem Täufer, zweitens mit Christus, drittens mit den Aposteln. Du versuche nicht, diese göttliche Aeneis zu erforschen, sondern bete gebeugt ihre Spuren an. Wir sind Bettler, das ist wahr.
[Martin Luther: 1546. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 7742 (vgl. Luther-W Bd. 10, S. 340-341) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]