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Die Erschaffung des neuen Menschen

Gender Mainstream – Grundsätzliches zu einem Irrweg
– von Manfred Seitz –

Geht ein Gespenst um? „Gender Mainstreaming“? Strömen da höchst riskante, scheinbar unaufhaltsame Beglückungsbemühungen über uns herein? Neuschöpfungen des Menschen? Diese Bewegung bedarf hinsichtlich Herkunft und Zukunft der Auskunft, der Deutung, des Appells.

 

Die Vorgeschichte beginnt vielleicht mit Friedrich Nietzsche (1841-1900) und war bisher fast ohne Beispiel: „Nicht, was die Menschheit ablösen soll, in der Reihenfolge der Wesen, ist das Problem, das ich hiermit stelle … sondern welchen Typus Mensch man züchten soll, wollen soll, als den höherwertigeren …“.

 

In seinen Aufzeichnungen taucht auch der Begriff der „Herrenrasse“ auf. Die Schöpfung eines „Übermenschen“ war sein Ziel; gottgleiches Handeln! – Die Studentenbewegung, die „68er“, hatte ihre eigene Vorgeschichte, hatte ihre eigenen Vorbilder. Zu ihnen gehörte der Philosoph Ernst Bloch (1855-1977). Er hielt sich schon in jungen Jahren für den Vorläufer eines neuen Messias und sagte: „… alle Menschen … werden sich wie an der Hand genommen fühlen, sie werden weinen müssen und erschüttert und in der großen bindenden Idee erlöst sein“. Die Idee, der die Menschen in Zukunft bestimmende Gedanke war: Die sozialistische Gemeinschaft neuer Menschen, die den alten Adam abgestreift haben. Rudi Dutschke (1940-1979), der „wohl unbedingteste und rigoroseste Kopf der kulturrevolutionären Bewegung von 1968“, war dafür empfänglich, und Ernst Bloch übertrug die „große bindende Idee“ persönlich auf ihn. Durch Abschaffung des „Establishment“, der politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich einflussreichen Personen und des etablierten Bürgertums, versuchte man sie zu verwirklichen. Auch die „Grünen“, die jetzt ihre dunkle Vergangenheit mühsam aufarbeiten, hatten so etwas im Sinn. Sie suchten es durch die gesetzliche Freigabe, durch die Legalisierung der Pädophilie, der sexuellen Neigung Erwachsener zu Kindern und Jugendlichen beiderlei Geschlechts, zu erreichen. Ihre Propagandisten sind noch am Werk.

 

Nun ist im weiteren Verlauf dieser Linie eine neue Utopie, ein neues Wunschbild ohne reale Grundlage entstanden: Gender Mainstreaming. Was ist damit gemeint? Begriff und dann die Sache selbst sind zu erklären. Zunächst ganz einfach und heiter, obgleich es von den Verursacherinnen humorlos gemeint war. Die derzeitige Rektorin der Universität Leipzig erließ die Anordnung, daß künftig für den gesamten Lehrkörper nur die Anrede „Herr Professorin“ zu gelten habe. Das ist „Gender“, die Abschaffung der Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau und der Versuch, einen neuen Menschen zu kreieren, zu erfinden. Die Leipziger Rektorin sagte, als sie in einem Interview danach gefragt wurde, sie sei „nüchtern“ gewesen. Das war sicher angebracht, weil bei solchem Unsinn etwas anderes nahegelegen hätte.

 

 

„Sehr geehrtx Profx …“

Versuchen wir, ihn weiter zu behandeln. Er nennt sich „Mainstreaming“, Hauptströmung, vorherrschende Richtung im Kulturleben. „Gender Mainstreaming“ bedeutet, daß die beiden Geschlechter von Mann und Frau als überholt und nicht mehr zeitgemäß abgeschafft und durch Gleichstellung aller Geschlechter ein neuer Mensch geschaffen werden soll. Die Zielformulierung „alle Geschlechter“ wurde durch eine öffentliche Bekanntgabe so interpretiert, daß es jetzt über 60 verschiedene Möglichkeiten gebe, sein Geschlecht selbst zu bestimmen. Beispiel: Die Gender-Professorin Antje Hornscheidt (jetzt Lann Hornscheidt) möchte nicht mit „zweigendernden Ansprachen wie Herr-Frau, Lieber oder Liebe“ angesprochen werden, sondern geschlechtsneutral mit z.B. „Sehr geehrtx Profx Lann Hornscheidt“ (ohne Kommentar!).

 

Der Ausgangspunkt und Anfang des ganzen Systems, das den neuen Gender-Menschen schaffen soll, war die These der französischen Philosophin Simone de Beauvoir (1908-1986): „Man wird nicht als Frau geboren – man wird es“. Das ist der Wahrheitskern dieser Irrlehre und so zu verstehen: Natürlich werden wir durch Eltern, Erziehung, Kindergärten, Schulen, durch unser Leben in Sozietäten, durch die Gesellschaft, durch Einzel- und Massenkommunikation, als Männer und Frauen mit geformt und mitgestaltet, ohne daß die anatomischen Verschiedenheiten, was körperliche, psychologische und geistige Anlagen betrifft, aufgehoben werden oder nicht mehr festgestellt werden können. Diese an sich selbstverständliche Gegebenheit wird nun wie ein Luftballon aufgeblasen und durch einen gewaltigen und sprachverändernden Aufwand hinweggeredet. Der Terror durch Sprache – man kann es nicht anders bezeichnen – führt zur Unterdrückung der Wahrheit, zur Verleugnung der Realitäten und zur Veränderung vernünftigen Verhaltens. So kommt es zu der unheimlichen Tatsache, die wir aus den Tagebüchern des jüdischen Romanisten Victor Klemperer (1881-1960), „Die Sprache des Dritten Reiches“, kennen, daß ein ganzes Volk in einen Tiefschlaf verfällt und weder die sog. Gebildeten noch die einfachen Leute bemerken, was mit ihnen geschieht und wie sie verführt werden.

Wir müssen eine Einstellung dazu finden. Wir dürfen nicht überwältigt werden!

 

Wir stellen folgende Fragen:

 

 

Was ist menschenrechtlich unmöglich?

In der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ steht: Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwas nach … Geschlecht … (Art. 2). Wer die geschlechtliche Vielfalt propagiert, dabei die militante Truppe der Homophilen einseitig bevorzugt und meint, diejenigen, die noch für die „biologische Zweiteilung“ von Mann und Frau eintreten, als rechts und undemokratisch bekämpfen zu müssen, verstößt gegen die Menschenrechte. – Niemand darf … unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung … unterworfen werden (Art. 5). Wer anstelle der fast mit einem Diktat versehenen bzw. umworbenen selbstbestimmten Sexualität die normale Heterosexualität als eine Art Erziehungsfehler diffamiert und als „Zwangssexualität“ beschimpft, verstößt gegen die Menschenrechte. – Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung (Art. 7). Wer Männer derartig demütigt, wie es in den Gender-Texten durchgehend geschieht, wer die grammatisch männliche Form nicht mehr tolerieren kann und auch das noch öffentlich verkündet, „Ziel einer nicht identitären Jungenarbeit sei nicht der andere Junge, sondern gar kein Junge“ zu sein, verstößt gegen die Menschenrechte. – Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat (Art. 16,3). Wer die Familie durch Polemik gegen die Ehe, (durch die begriffliche Übertragung einer Ur-Ordnung auf Partnerschaften,) durch Abwertung der Mutter, durch Verleugnung frühkindlicher Psychologie und durch Umdeutung und Entkernung des Familienbegriffes in kirchlichen und Parteiprogrammen, das Nichtzutreffende zur Normalität erhebt, verstößt gegen die Menschenrechte.

 

 

Wogegen müssen wir uns als Christen wehren?

Christen sind Menschen, die die Grundlagen ihres Denkens offenlegen, die Gott, an den sie glauben, für eine Realität halten und sich deshalb bemühen, vernünftig und wahrheitsgemäß zu urteilen.

 

Was hätten Politik, Wissenschaft und Kirche zu korrigieren? – Wer hier den Blick erhebt und etwas zu sagen anhebt, steht vor einem Gebirge von Institutionen. Deshalb müssen Andeutungen genügen, die einige Gipfel genauer betrachten.

 

 

Was hätten Politik, Wissenschaft und Kirche zu korrigieren?

 

Der Ansatz des Genderismus ist die menschliche Sexualität. Durch gezielte Sexualisierung sollen ganze Bevölkerungsschichten „befreit“, beeinflusst und verändert werden, denn Sexualität ist ja keine Gegebenheit, sondern eine gesellschaftliche Konstruktion, die „dekonstruiert“ werden kann, d.h. beseitigt werden muss. In einem demokratischen Staat ist das eine Ungeheuerlichkeit und ein Eingriff in die intimsten Rechte der individuellen Person. Nimmt man noch die auf diesem Gebiet herrschenden Sprachverbote hinzu, die untersagen, diesbezüglich anderer Meinung zu sein, muss man sich fragen, ob die Bundesrepublik nicht auf dem Weg in eine Tyrannei ist, den sie zu korrigieren hätte.

 

 

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„Gender-Mainstreaming“ – Fazit

Angeblich „vorherrschende Richtung im Kulturleben“, in Wirklichkeit eine Nische im Verlauf der Geschichte. Sie richtet zwar großen Schaden während ihres Vorhandenseins an, aber: „Sie ist nur ein Hauch“ (Ps 94,11).

 

*     Zu diesem Punkt christlicher Lehre siehe erklärend Manfred Seitz: Theologie für die Kirche. Stuttgart 2003, S. 314; des weiteren ebd., Seite 79 und: Der Antichrist kommt! Wo steckt er jetzt?, in: idea spektrum 15.9.2004,38, Seite 26-27. – [Redaktion]

 

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